Drogerie Hänsel
Das Geschäftsleben der ehemaligen Drogerie Hänsel in Obercunewalde
Im Jahre 2002 hat sich die Ladentür eines Geschäftes in Obercunewalde für immer geschlossen, und zwar die Ladentür von der Drogerie Hänsel. Im Jahre 1990 studierte Helmut Schwer, der verdienstvolle Chronist, die Gründung und Entwicklung des Geschäftes. Die Gründung wird nach Informationen, die Alwin Hänsel dem Ortschronisten Heinz Lober übergab, demnach mit 1865 angegeben.
Der erste Inhaber hieß Karl Kriegel, daher auch die lange übliche Bezeichnung "bei Brückekoarlns". Oberhalb des Grundstückes gibt es eine Brücke über den Dorfbach. Karl Kriegel war der Onkel der beiden Schwestern Ida Hänsel, geborene Kriegel und Frieda Kriegel. Bekannt ist, dass Frida Kriegel zusammen mit ihrer Tante Ernestine den Laden bis 1921 geführt hat. Es wurden neben den üblichen Kolonialwaren auch Heringe geräuchert, erinnerte sich der Nachbar Walter Neitsch. Dann übernahm der aus Ebersbach stammende Färbermeister Alwin Hänsel mit seiner Frau Ida das Geschäft. Frida Kriegel blieb unverheiratet und war weiterhin als Verkäuferin beschäftigt. Alwin Hänsel erweiterte das Sortiment, unter anderem handelte er mit Farben aller Art, die er zum Teil selbst herstellte und auch mischte. Für Kunden übernahm er Aufträge zum Wäschefärben. Im Jahre 1926 erweiterte er die Geschäftsräume durch den Anbau eines Erkers. Damit war es möglich, neben dem Sortiment an Lebensmitteln eine Drogerie anzugliedern. Der Sohn Hellmut hatte deshalb den Beruf eines Drogeristen bei der Firma Heinze in Löbau erlernt. Nach seiner Verheiratung mit Linda Becker trat er in das Geschäft ein. Die neue Firmenbezeichnung lautete nun "Alwin Hänsel und Sohn, Lebensmittel, Drogerie und Foto".
Sohn Hellmut kehrte nicht aus dem zweiten Weltkrieg zurück. Das Geschäft lief bis 1960 unter selber Bezeichnung mit gleichem Sortiment und unter Beteiligung von Linda Hänsel weiter. Ab 1960 erfolgte die Übernahme durch die HO als Drogerie ohne Lebensmittelsortiment. Seit dieser Zeit war der Enkel Manfred Hänsel der Verkaufsstellenleiter. Er erlernte ebenfalls den Beruf eines Drogeristen bei jener Firma Heinze in Löbau. Als Verkäuferin war Frau Ingrid tätig. Das noch aus dem letzten Jahrhundert stammende Wohnhaus wurde von Manfred Hänsel vollständig erneuert.
Manfred Hänsel hielt das Geschäft trotz des massiven Konkurrenzdruckes nach der Wende am Leben. Mit den Angeboten der größeren Märkte konnte er nur sehr schwer mithalten. Auch das sich ändernde Kaufverhalten der Kundschaft, welches sich den Großmärkten und Versandhäusern zuwandte, machten dem kleinen Laden zu schaffen. Als Ehefrau Ingrid im Frühjahr 2002 plötzlich aus dem Leben schied, kam das schnelle Aus für die Drogerie. Manfred Hänsel gab das Geschäft zum 31. Mai 2002 auf. Das Cunewalder Geschäftsleben war damit um einen wichtigen Bestandteil ärmer geworden.
Quellen: Ortschronik Cunewalde, Matthias Hempel, Helmut Schwer, Torsten Hohlfeld