802 Jahre Cunewalde 1222 - 2024

Kirche


Die größte Dorfkirche Deutschlands

In einer Urkunde von 1222 wurde "Cunewalde samt den zur Pfarre gehörenden Einkünften" dem Domkapitel Bautzen unterstellt. Demnach hat es damals schon in Cunewalde eine Kirche gegeben. Eine spätere Kirche, die unmittelbare Vorgängerin der heutigen, hat auf dem unteren Friedhof in der Nähe des Gruftgebäudes der Familie von Polenz gestanden. Schon 1588 wurde sie als baufällig bezeichnet. Die Chronik sagt: "Da sie aber weder Heller noch Pfennig hat, kann sie nicht gebessert werden". Im Jahre 1633 beschädigte ein Blitz den großen Kirchturm derart, dass die Glocken abgenommen werden mussten. In der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg wuchs die Gemeinde zusehends. Die 1693 durch einen Anbau erweiterte Kirche erwies sich bald wieder als zu klein. Nach wiederholten drängenden Bitten der Gemeindevertreter und adligen Gutsherrschaften bewilligte das für Cunewalde zuständige Bautzener Domkapital einen Neubau. Im April 1780 begannen Maurermeister Henke und Zimmermeister Kühn mit dem Abstecken des 23m breiten und 53m langen Baues. Sieben Jahre später stand der Rohbau. Die zur Neige gegangenen finanziellen Mittel wurden durch eine Lotterie mit 14000 Losen aufgebessert. Nach 13-jähriger Bauzeit konnte das Gotteshaus am 3. Advent 1793 eingeweiht werden. Die damalige Außenansicht entspricht weitgehend dem heutigen Bild. Hell hervorgehobene Putzlinsen rahmen die senkrechten Fensterbänder ein. Der Turm wurde, vermutlich aus finanziellen Gründen, nur 35m hoch gebaut und mit einem flachen Pyramidendach geschlossen.

Mit einem Fassungsvermögen von 2632 Plätzen ist die neue Kirche nun doppelt so groß wie ihre Vorgängerin. Im Laufe weiterer 100 Jahre wurde die als provisorisch geltende Innenausstattung verändert. Zum 300. Jahrestag der Reformation 1817 wurden die 3 Kronleuchter angeschafft. Sie sollten die in diesem Jahr erstmals eingeführte Christnacht erhellen. Im Jahre 1840 wurde die neue Orgel fertiggestellt. Altar, Bänke und Kanzel wurden später ebenfalls erneuert. Zuletzt setzte der Neugersdorfer Baumeister Roth und der Obercunewalder Zimmermeister Kutschke dem jetzt 62m hohen Kirchturm eine mit Kupfer verkleidete Spitze auf. Der Altar wurde vom Dresdener Architekt Christian Friedrich Arnold entworfen und vom Tischlermeister Emil Fritsche aus Niederschöna erbaut. Das Altargemälde stellt die Himmelfahrt von Jesus dar. Der Taufstein wurde im 15. Jahrhundert aus heimischem Granit gefertigt und aus der alten Kirche übernommen. Die Taufschale aus Zinn wurde 1698 angeschafft und 1862 umgegossen. Die im Jahre 1656 gefertigte Kanzel ist ebenso ein Stück aus der alten Kirche. Sie wurde 1893 neu gestrichen und vergoldet. Neben dem Christusbild und den vier Evangelisten zieren lateinische Verse die Kanzel. Die aus der alten Kirche stammende kleine Orgel musste zunächst lange Zeit ihren Dienst tun. Im Jahre 1840 stellte der Neugersdorfer Christian Friedrich Reiß mit der heutigen Orgel das größte Werk seines Lebens fertig. Insgesamt 2229 Pfeifen sorgen für den unverkennbaren Klang. In ähnlicher Klarheit zu den bekannten Silbermann-Orgeln ist die Reiß-Orgel eine der klangschönsten Orgeln in der Oberlausitz.

Die Lichterpyramiden gehören nicht zu der eigentlichen Ausstattung der Kirche. Sie dienten in alten Zeiten den Weberfamilien als Ersatz für den teuren Christbaum. Etwa 50 solcher Pyramiden werden heute in den Familien des Cunewalder Tales gehütet und nur am Heiligabend aus der Hand gegeben, um zur Christnacht in die abgedunkelte Kirche zu ziehen. Die Tradition des Lichterzuges reicht mindestens bis 1817 zurück. Er wurde eingeführt, weil das sonst übliche Krippenspiel nur für einen kleinen Teil der Gemeinde in der großen Kirche zu hören war. Der traditionelle Einzug der Pyramiden fand demnach am Heiligabend 2017 zum 200. Mal statt. Die alten Glocken aus Bronze mussten nach dem Verlust im 2. Weltkrieg durch Eisenhartgussglocken ersetzt werden. 1953 wurden sie geweiht. Im Jahre 2012 mussten sie leider aus Sicherheitsgründen stillgelegt werden. Durch eine umfangreiche Spendenaktion war es möglich, im Juli 2015 neue Bronzeglocken in Lauchhammer gießen zu lassen. Nach der Glockenweihe im September desselben Jahres läuteten die Glocken das erste mal zum 222. Kirchweihfest. Seither verkündet mit jedem Geläut gleichsam der Engelchor den Frieden übers Land und seine Leute. Die Cunewalder Kirche bietet seit 2005 eine Station auf der "Via Sacra". Diese führt auf alten Handels- und Pilgerwegen zu einzigartigen sakralen Bauwerken und Kunstschätzen im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien.

Die größte Dorfkirche Deutschlands lädt auch Sie ganz herzlich ein, egal ob zum Gottesdienst, zu Führungen, zum stillen Schauen oder zu einem Orgelkonzert.

Quellen: Ortschronik Cunewalde, Czorneboh-Bieleboh-Zeitung, Matthias Hempel, Torsten Hohlfeld