Umgebindehaus 2018
Besuch beim Hand- und Hobbyweber Thomas Kuhnt - vom Schaf zum Schal
Zum Tag des offenen Umgebindehauses am Sonntag, dem 27.05.2018 schaute ich Handweber Thomas Kuhnt und seiner Familie über die Schulter. Eher zufällige Kontakte machten mich auf sein auflebendes Handwerk neugierig. Thomas Kuhnt, gebürtig im Erzgebirge, verschlug es im Jahre 2005 erstmals in die Oberlausitz. Sofort war er von der Vielfalt der Umgebindehäuser fasziniert. Es dauerte auch gar nicht lange, bis er solch ein stattliches Holzhaus an der Cunewalder Hauptstraße kaufte. Schätzungen zufolge wurde es um 1790 erbaut. Schon ein Jahr später konnte er einziehen und nachdem der Anfang bei der Sanierung gemacht war, heiratete er auch gleich seine Anja. Mit der Anschaffung einiger Schafe wuchs zeitgleich das Interesse an der Weiterverarbeitung seiner Schafwolle. Die Grundidee war dabei recht einfach: Thomas Kuhnt wollte unbedingt aus der Wolle seiner Vierbeiner eigene dicke Socken für den Winter. Diese Idee trieb ihn weiter an. Er startete einen kleinen Internethandel mit Spinnereiartikeln und festigte sein Wissen auf zwei Webkursen, welche ihm umfangreiches Fachwissen bescherten. Da Thomas noch immer Freude und Enthusiasmus an der Sache fand, kaufte er schließlich einen Webstuhl. Ostersamstag fuhr er spontan nach Itzehoe, im Südwesten Schleswig-Holsteins gelegen, und kam anschließend sofort mit allen Bauteilen des Gerätes zurück. Nachdem der Webstuhl, der momentan auf dem ausgebauten Dachboden steht, aufgebaut war, begann er sogleich mit den ersten Arbeiten. Das erste eigene Produkt war ein Tischläufer. Der erste Artikel der erfolgreichen Webkurse war eine Tischdecke. Seine momentan 8 Coburger Fuchsschafe, wie seine Nutztiere heißen, sind dabei beste Lieferanten für die benötigte Wolle. Doch bis zum Endprodukt ist es ein langer Weg.
Genau dieser Weg, mit seinen vielen Arbeitsschritten, wurde am Tag des offenen Umgebindehauses den Besuchern und mir vorgeführt: Natürlich beginnt alles mit der sogenannten Schur, bei welcher die Wolle vom Schaf entfernt wird. Anschließend wird die gewonnene Wolle sortiert, gründlich gewaschen und getrocknet. Weitere Schritte auf diesem Weg sind das Wolfen und Kämmen. Diese Tätigkeiten sorgen für eine bessere Verarbeitung der Wollfasern. Ist die Wolle nach diesen Prozessen bereit, erfolgt als Nächstes das Spinnen. Mittels eines Spinnrades wurde das Spinnen vorgeführt. Die Kunst dabei: ein gleichmäßiges Treten und Drehen der Spule sowie das Ziehen des späteren Garnes aus der Wolle. Es war faszinierend, dieser Kunst zuzusehen. Auch das Färben von Garn und Wolle wurde fachmännisch erläutert. Höhepunkt war natürlich die Vorführung am Webstuhl. Das Klappern des Webstuhles ist dabei ein ganz besonderer Genuss. Erinnert es doch an frühere Zeiten, in denen das Weben in der eigenen Blockstube gang und gäbe war. Auch hier wurden alle Handgriffe verständlich und mit Liebe zum Detail erläutert. Das Produkt am Webstuhl, so erklärte mir Thomas Kuhnt, wird ein Schal. Ein langer, großer und warmer Schal für den Winter. Spätestens jetzt wurde auch dem letzten interessierten Besucher klar, weshalb sein Motto lautete: Vom Schaf zum Schal.
Noch immer bin ich tief beeindruckt vom Handwerk des Spinnens und Webens, welches ja auch im Cunewalder Tal eine große Geschichte geschrieben hatte. Und natürlich freut es nicht nur mich, dass durch unseren Hand- und Hobbyweber Thomas Kuhnt und seiner Familie diese alte Handwerkskunst ein wenig aufblüht. Für die Zukunft wünsche ich der Familie Kunth ebenso viel Begeisterung für dieses Handwerk, wie es derzeit zelebriert wird. Übrigens: meinen erworbenen Tischläufer in den Farben der Oberlausitz halte ich in Ehren. Er ziert bereits einen Tisch und erinnert mich immer an den herrlichen Tag des offenen Umgebindehauses bei Hand- und Hobbyweber Thomas Kuhnt in Cunewalde.
Quellen: Ortschronik Cunewalde, Czorneboh-Bieleboh-Zeitung, Thomas Kuhnt, Torsten Hohlfeld