802 Jahre Cunewalde 1222 - 2024

Damwildgehege


Ein beschaulicher Ort in der Natur, der auch harte Arbeit erfordert

Empfiehlt man einheimischen Bewohnern oder Gästen unseres Cunewalder Tales die sehenswertesten Orte, so muss ganz einfach das Damwildgehege auf der Rabinke im heutigen Ortsteil Weigsdorf-Köblitz Erwähnung finden. Am Fuße des bekannten Herrnsberges gelegen, schallen bereits die Brunftschreie der großen Damhirsche im Wildgehege von Patrick Harig über das 7,5 Hektar große Areal. Aus der Entfernung ist das tiefe, stoßweise Röhren schon zu vernehmen.

Die Geschichte des Damwildgeheges begann im Jahre 1992. Es gab ja damals eigene, landwirtschaftliche Flächen, die es irgendwie zu bewirtschaften galt. Da hatte sein Vater Reinhard Hohlfeld mit dem Erwerb einer aus 9 Tieren bestehenden Herde das Wagnis Wildhaltung aufgenommen. Zusätzlich inspiriert von der Fahrt zur Grünen Woche in Berlin mit Bruder Gerd Hohlfeld, entstand so der erste Teil eines später wachsenden Geheges. Alteingesessene und Nachbarn werden noch Hohlfeld`s großen Misthaufen neben den Apfelbäumen kennen. Dahinter erstreckte sich das Urgehege, wenn man so will. Es bestand, wie auch heute noch, aus stabilen Holzpfählen und mehrfach feuerverzinktem, nach unten mit engeren Maschen versehenen Wilddraht. Am Bau beteiligt waren neben Bruder Gerd auch Schwager Christian sowie Neffe Torsten und weitere Helfer aus der Nachbarschaft. Zu Beginn waren die neuen Tiere noch sehr scheu. Schnell wurden sie aber zutraulicher, denn Schalenfrüchte wie Eicheln und Kastanien, Heu oder Silage sowie vertraute Geräusche in der Umgebung machten die Tiere zahmer. Doch es standen damals auch viele Behördengänge an. Es mussten Genehmigungen von Naturschutz-, Jagd- und Umweltbehörden eingeholt und diverse Auflagen erfüllt werden, ehe grünes Licht für die Wildtierhaltung gegeben wurde. Wer hiermit vielleicht die Vorstellung verbindet, dass damit außer einem Zaun ums Gehege kaum Arbeit verbunden ist, liegt völlig daneben. Die Haltung von Tieren ist immer eine sensible Angelegenheit. Der Mensch trägt letztendlich die Verantwortung dafür, dass alles artgerecht geschieht und das Wohl des Tieres im Mittelpunkt steht. Ausreichend Äsungsfläche, Wasser auch im Winter, Zusatzfütterung, Rückzugszonen für Neugeborene oder Jungtiere, tierärztliche Betreuung und vieles mehr, die Liste diverser Voraussetzungen ist sehr lang. Das Damwildgehege am Südhang vom Herrnsberg in Weigsdorf-Köblitz bietet allerdings alles in nahezu perfekter Art und Weise.

Von Beginn an hatte sich Reinhard Hohlfeld auch die Direktvermarktung zum Ziel gemacht. Was anfangs noch recht provisorisch lief, entspricht inzwischen längst allen gesetzlichen und hygienischen Anforderungen. In einem eigenen Schlacht- und Kühlhaus wird das mit gezieltem Schuss erlegte Tier ordnungsgemäß aufgebrochen, abgehangen und zerlegt. Alles natürlich nach der tierärztlichen Fleischbeschau. Hier erfolgt auch von Beginn an der eigene Hofverkauf.

Im Jahre 2005 verstarb Reinhard Hohlfeld ganz plötzlich und unerwartet. Die Zukunft seines aufgebauten Werkes samt Tieren schien zunächst ungewiss. Doch sein Sohn Patrick Harig erkannte den Zahn der Zeit und versuchte in dieser, für ihn so schwierigen Lebensphase, das Beste daraus zu machen. Unterstützung bekam er dabei auch von Nachbarn, Erwin Stöwer soll da stellvertretend genannt sein. Mit einer Verkleinerung der Herde ging es also von nun an weiter. Und auch zukünftig sollte die Haltung der Damhirsche gemeinsam mit seiner Partnerin im Nebenerwerb laufen. Leider kommen einige neuerliche Probleme hinzu. Auflagen werden nicht weniger, Investitionen sind zu tätigen und der Erhalt des Geheges ist zu gewährleisten. Und natürlich spielt auch der angesiedelte Wolf eine große, für Wildtierhalter negative Rolle. Schon zweimal sind Patrick Harigs sehr gut geschützte Tiere nachweislich den Wölfen zum Opfer gefallen. Im Frühjahr 2016 rissen Wölfe insgesamt 7 Tiere. Zum Glück hatte Patrick Harig seinerzeit noch eine Entschädigung erhalten können. Das sah beim zweiten Wolfsriss im Herbst 2017 schon ganz anders aus. Den Verlust von ebenfalls 7 Tieren musste er sehr schmerzlich hinnehmen, ohne eine Entschädigung in Aussicht gestellt zu bekommen.

Ein bedeutender, wenn nicht sogar der wichtigste Punkt, soll zum Schluss folgen: Dem einen gefallen die äsenden Tiere im landschaftlich herrlich gelegen Tal am Herrnsberg. Dem anderen ist der Damwildbraten sehr viel lieber. Gourmets schätzen das Fleisch als Delikatesse. Es ist von edlem Geschmack, kurzfaserig, zart, fettarm und besonders eiweißreich. Die Teilstücke des sogenannten Wildbrets eignen sich zu ganz unterschiedlichen Gerichten. Als Bratenstücke werden der Rücken, die Keule, die Schulter, der Hals sowie die Brust und die Dünnung verwendet. In der Weihnachtszeit kann unter Vorbestellung das Damwildfleisch direkt vom Hof bei Patrick Harig erworben werden. Einmal probiert, kommt man eigentlich immer wieder auf die Rabinke in Weigsdorf-Köblitz, um das leckere und gesunde Fleisch vom Damwild an besonderen Anlässen zu genießen.

Schöne Wanderwege führen beiderseits der Einzäunung an den Damhirschen vorbei. Seit dem Bestehen des Geheges besuchten unzählige Schulklassen und Gruppen aus dem Kindergarten das ländliche Idyll. Kleine Führungen und Besuche samt begleiteter Fütterung der Tiere sind ebenso nach vorheriger Absprache möglich. Das erste Bild aus dem Jahre 2000 zeigt den Gründer vom Gehege, Reinhard Hohlfeld, beim Füttern. Darunter einer der großen Platzhirsche mit seiner Herde.

Quellen: Heimatfreunde Weigsdorf-Köblitz, Matthias Hempel, Torsten Hohlfeld