Bierzelt
Das historische und hölzerne Bierzelt vom Volksfest in Cunewalde
Zum 90jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Cunewalde im Jahre 1962 wurde von Kameraden und deren Ehefrauen nebst Angehörigen ein Ausschank von Getränken aller Art und Kuchen angeboten. Am Abend wurde dann als krönender Abschluss eine Tanzveranstaltung organisiert. Dies gilt als Beginn der Volksfesttradition im Cunewalder Tal. Doch angeregt von den tollen Parkfesten im Oberdorf und den Waldfesten im benachbarten Schönberg war es zu Beginn der 1970er Jahre nur noch eine Frage der Zeit, bis auch das Volksfest in Cunewalde sein eigenes Bierzelt bekommen sollte.
Im Jahr 1973 war es dann soweit, die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Cunewalde beschlossen für das folgende Jahr die Bewirtschaftung eines eigenen Bierzeltes. Ausgehend von der Größe unseres Ortes und der zu erwartenden Besucherzahl ergab sich die benötigte Sitzplatzkapazität von mindestens 500 Plätzen. Außerdem wollte man eine Bühne, eine Tanzdiele und ein Wirtschaftsgebäude mit Küche, Theke und Bar. Doch woher in Zeiten von Rationierung das nötige Material für ein solches Vorhaben nehmen? 700 Quadratmeter Zellstoffplane mussten besorgt und verarbeitet werden. Auch passende Holzpfosten für eine stabile Unterkonstruktion. Diese wurden durch die Kameraden der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit dem Sägewerk Leuner im Cunewalder Wald geschlagen und bearbeitet, um eine stabile Unterkonstruktion zu errichten. Auch das Nähen der notwendigen Planen in der Traglufthallen-Fabrik in Niesky war nur mit einer "Sonderprämie" möglich. Aufgeben kam nicht infrage.
Ein Jahr später war die Zeit reif. 1974 konnten die Cunewalder zum Dorffest ihr eigenes, großes Festzelt einweihen. Aber nicht nur die Beschaffung des Baumaterials bereitete Probleme. Schnaps wurde teilweise aus dem fernen Berlin geholt und Gurken wurden auch von Bürgern, die nicht der Feuerwehr angehörten, eigens für Fischsemmeln eingekocht und zur Verfügung gestellt. Daran sah man, dass es sich um ein wirkliches Volksfest handelte. Eine weitere Besonderheit des Cunewalder Bierzeltes: Hier gab und gibt es all die Jahre richtiges Geschirr, statt Einwegteller aus Plastik oder Pappe. Aber auch vor 1974 organisierte die Feuerwehr ein Volksfest. Die Kameraden borgten sich eigens dafür von der Armee passende Zelte aus. Seinerzeit gab es ja keinen Zeltverleih wie heute.
Feuerwehrjubiläen wurden im Cunewalder Tal meist mit Dorf- und Volksfesten zusammen gefeiert. Somit wurden im Cunewalder Festzelt u.a. das 115-, 120-, 125-, 130- und 140jährige sowie im Jahr 2022 (im 800. Jahr von Cunewalde) das 150jährige Bestehen unserer freiwilligen Feuerwehr von Cunewalde bejubelt. Weitere Jubiläen, wie das der Feuerwehrkapelle, wurden ausgetragen. Der Cunewalder Schützenverein hat viele Schützenfeste, z.B. sein 10jähriges Bestehen 2006 sowie Ehrungen der Schützenkönige zünftig im rustikalen Festzelt feiern können.
Heute ist die Bierzeltgemeinschaft Cunewalde e.V., hervorgegangen 1999 aus der Feuerwehr von Cunewalde, für die Ausrichtung des Cunewalder Festes zuständig. Die Vereinsmitglieder möchten dieses Zelt der Vorfahren erhalten, Oberlausitzer Traditionen pflegen und weiterhin für ein schönes, jährliches Volksfest im Cunewalder Tal (im vielleicht schönsten rustikalen Festzelt der Oberlausitz) sorgen. Neue Mitstreiter sind herzlich willkommen, um die Tradition für die Nachwelt zu erhalten.
Quellen: Freiwillige Feuerwehr Cunewalde, Wolfgang Büttner (†), Jörg Neumann, Torsten Hohlfeld