802 Jahre Cunewalde 1222 - 2024

Bierkrieg 1763-1764


Der Cunewalder Bierkrieg zwischen Obercunewalde und Niedercunewalde

Hans von Nostitz auf Cunewalde und Weigsdorf besaß sämtliche Teile von Cunewalde mit Ausnahme des domstiftlichen Anteils, also Obercunewalde mit Halbau, Mittel- und Niedercunewalde. Zu seinem Nachbargut Weigsdorf zählte damals auch Köblitz, nicht aber Schönberg, welches noch dem Bautzener Domstift angehörte. Im Jahre 1612 verstarb Hans von Nostitz. Ein Jahr später erfolgte eine notariell beglaubigte Erbteilung unter seinen vier Söhnen. Hier begann bereits die Fehde im Cunewalder Tal. Zu den Privilegien der Gutsherren im 17. Jahrhundert gehörte das Bierbrauen und Branntweinbrennen. Das war eine sehr ersprießliche Einnahmequelle. Kein Wunder also, dass jeder der Adelsherren durch seine Justitiari eifersüchtig darüber wachen ließ, dass die ihm untergebenen Hofleute, Handwerker und auch Fronbauern alkoholische Getränke nur aus der Brauerei des Gutsbezirkes erwarben, wo sie wohnten.

In dem oben erwähnten Erbteilungsvertrag von 1613 wurde festgelegt, dass: "Der Niederkretschmer (Niedercunewalde) sowol der andere Kretschmer zu Weygsdorff, bleiben beyde dem anderen Theile und sind einer sowol als der andere der Herrschaft Bier zu schenken schuldig. Und soll kein Fembde Bier aus den Städten oder sonsten ins Dorff Kuhnewalde und Weygsdorff geführet werden, solange das Bier bey allen Herrschaften dieses Ortes ganz ausgeschecket ist". Einige Jahre später kam es zu einem Herrschaftswechsel zwischen Czorneboh und Bieleboh. 1627 erwarb Herr Joachim von Ziegler und Klipphausen das Rittergut Obercunewalde, 1651 Wolf Rudolph von Ziegler und Klipphausen das Rittergut Niedercunewalde. Dass bei dem nicht selten vorkommenden Versuch, das Bierprivileg zu durchbrechen, wüste Schlägereien vorkamen, ganze Fässer Bier einfach mit Äxten zertrümmert wurden, so dass der köstliche Gerstensaft sich schäumend auf die Dorfstraße (mehr Dorfweg als Straße) ergoss, ist in der Ortsgeschichte belegt. An der Grenze zum "Zieglerschen Territorium" gab es regelrechte Grenzkontrollen, um die verbotenen Bierfuhren zu verhindern. „Wer irgend was trägt oder fährt, dem tönt ein gebieterisches Halt entgegen. Er hat stehen zu bleiben, wird visitiert und bei Verdacht ins Mittelsche Gericht geschleppt. Niemand war vor diesen Wachen sicher“, heißt es.

Die Wegelagerei war nur die Einleitung zu den eigentlichen Kämpfen. "Nicht weniger als 100 Mann rücken mit bewaffneter Hand abends gegen 8 Uhr an und umzingeln die Häuser der Bierzwang-Verletzer". Es spricht schon von großer Erbitterung und Gehässigkeit, wenn der Richter Mathäi seine Leute anführt mit den Worten: "Wir beschmieren unserer Herrschaft Regalien bis auf den letzten Blutstropfen", oder wenn Hans Bär ausruft: "Ehe du einen Tropfen fremdes Bier einführst, so geht es zuvor Kopf für Kopf und so weiter". Kopf für Kopf ist es zwar nicht gegangen, aber "dreizöllige und dreieinhalbzöllige Wunden hinterm Ohr und übern Auge hat es doch gegeben", wie der vereidigte Chirurgus Schmidt in Schirgiswalde amtlich bescheinigt. Diese und weitere Gewaltstreiche bildeten einen mehr als ein Jahr (1763 bis 1764) andauernden Krieg, den Bierkrieg von Cunewalde.

Noch heute erinnert der "Bierweg" am Nordhang des Bieleboh-Bergzuges an jene kämpferischen Ereignisse. Wollten Cunewalder Bürger oder Bierholer aus den Nachbardörfern, die ein Fass in der Brauerei der Herrschaft im Niederdorf erstanden hatten, ihr Bier unangefochten sicher transportieren, benutzten sie diesen beschwerlichen Weg. Er erstreckt sich von der Flur im Niederdorf etwa bei der späteren Haltestelle Mittelcunewalde bis nach Neulauba. Er ist als solcher gekennzeichnet.

Heutzutage ist es für jeden von uns selbstverständlich, dass er sein Bier kaufen und trinken kann, wo immer er will und welcher Herkunft es auch sein mag. Doch gibt es auch so manchem "Konsumenten" einen selber auferlegten moralischen "Bierzwang", wenn er das Bier unserer Heimat bevorzugt. Damit dient er der Fortsetzung alter Traditionen, besonders bei Cunewalder Haus- und Hobbybrauern sowie der Erhaltung vieler Arbeitsplätze in unserer lieben, heimatlichen Oberlausitz.

Quellen: Ortschronik Cunewalde, Heinz Lober, Torsten Hohlfeld