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Landwirtschaft


Die Landwirtschaft in Weigsdorf-Köblitz nach dem 2. Weltkrieg

Das ehemals eigenständige Weigsdorf-Köblitz war über Jahrzehnte ein Ort der Textilindustrie, des Handwerks und der Landwirtschaft bzw. der Kleintierhaltung. Es gab 1890 mehrere Wirtschaften mit Acker- und Waldflächen, welche sich schon über viele Jahrzehnte entwickelten und später vererbt oder verkauft wurden. Nach dem 2. Weltkrieg war die Hungersnot sehr groß und jeder versuchte, eigene landwirtschaftliche Produkte anzubauen, um die Familie zu ernähren. So gab es 
in Sachsen einen Volksentscheid am 30. Juni 1946, der "die entschädigungslose Enteignung von Großgrundbesitzern, Kriegsverbrechern und aktiven NSDAP-Mitgliedern" besagte.

Und somit bekamen viele Bürger unseres Ortes landwirtschaftliche Kleinflächen zur Bewirtschaftung zugewiesen. Jeder Bauer und Kleinbauer wurde zu dieser Zeit mit einer Abgabepflicht beauflagt. Damit die Erfassung aller Kleintierhalter und Bauern wirklich ordnungsgemäß erfolgte, wurden jährlich zwei "Viehzählungen" von beauftragten Bürgern des Ortes durchgeführt. Daraus geht hervor, dass es in Weigsdorf-Köblitz im Jahr 1949 insgesamt 19 Bauern, Kleinbauern und 102 Kleinsiedler gab, welche insgesamt 111 Milchkühe, 2 Bullen, 42 Schweine, 9 Pferde, 344 Ziegen und Schafe zu versorgen hatten. Bei dieser Erfassung wurden jene Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen und Tauben nicht gezählt, die zu dieser Zeit fast jeder Hausbesitzer züchtete. Auch diese Tiere wurden der Gemeinde gemeldet.

Neben 3 eigenen Traktoren im Ort mussten weiterhin auch Pferde und einige Kühe die Feldbestellung durchführen. Täglich wurde die Milch der Kühe, Schafe und Ziegen in Milchkannen gefüllt, auf mehreren Milchrampen im Ort abgestellt und von da mit offenen LKW in die Molkerei nach Löbau transportiert. An jeder Milchrampe befand sich ein offenes Kästchen, wo die Bauern ihre kleine Abrechnungskarte als Transportbeleg für die Molkerei ablegten. So eine Milchrampe stand zum Beispiel am alten Weigsdorfer Hof und am Hohlweg, der früheren Auffahrt zur heutigen Albert-Schweitzer-Siedlung. Diese Milchkannen kamen am nächsten Tag teilweise mit Molke, einer Restflüssigkeit der Käse- und Quarkherstellung, gefüllt zurück, welche dann zur Essenbereitung weitergenutzt und teilweise dem Tierfutter zugefügt wurde. In einigen Abständen lieferte die Molkerei auch zugeteilte Butterstücken an die Kleinsiedler mit.

Von 1959 bis 1963 erfolgte die "Kampagne zur Kollektivierung der Landwirtschaft". Es wurden so die größeren bäuerlichen Betriebe in die LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) überführt. Heute gibt es im Ortsteil Weigsdorf-Köblitz nur noch das Damwildgehege, Sportpferde und einige Kleintierzüchter mit Schafen, Kaninchen, Hühnern, Gänsen und Enten.
 
Quellen: Heimatfreunde Weigsdorf-Köblitz, Rolf Kalauch, Torsten Hohlfeld