802 Jahre Cunewalde 1222 - 2024

Berg Czorneboh


Der sagenumwobene Czorneboh, auch "Schwarzer Gott" genannt

Unter allen Bergen des mittellausitzer Berglandes besitzt der Czorneboh, obersorbisch auch Čornobóh, unumstritten seit langer Zeit die größte Anziehungskraft. Und das auf fremde Wanderer gleichermaßen wie auf die einheimische Bevölkerung. Er ist ein oberlausitzer Berg zwischen Hochkirch und Cunewalde und gehört zu der südöstlich von Bautzen gelegenen Czorneboh-Bergkette. Er ist zudem der höchste Punkt dieses Ausläufers des Lausitzer Berglandes. Der Czorneboh leitet faktisch als markantes Landschaftselement die wellige Granitlandschaft der Lausitzer Vorbergzone ein.

Der Gipfel des Czorneboh mit einer Höhe von 556m liegt in der Gemarkung Meschwitz (Gemeinde Hochkirch), die Czornebohbaude jedoch in der Gemarkung Rachlau (Gemeinde Kubschütz). Es steht außer Zweifel, dass dieses wirkungsvolle Bergmassiv schon vor der deutschen Besiedlung des Berglandes auf die sorbischen Siedler in der Niederung einen ungewöhnlichen Eindruck gemacht haben muss. Wer vom Cunewalder Tal aus den Czorneboh und seine Nachbarberge betrachtet, kann sich ebenfalls des Eindruckes nicht erwähren, dass er wie eine Wand die Cunewalder Talwanne nach Norden begrenzt. Unfassbar weit muss man in der Erdgeschichte zurückgehen, wenn man die Vorgänge begreifen will, die das gewaltige Granitmassiv schufen und zur Bildung dieser Bergzüge führten. Geologisch betrachtet ist das Gestein des Czorneboh ein feinkörniger Zweiglimmergranodiorit. Vor Millionen Jahren ist dieser Granit unter einer Grauwackedecke erkaltet. In der vulkanischen Unruheperiode des Tertiärs haben sich in die gewölbten Granitrücken glutflüssige Füllungen aus Basalt, Diabas und Zellquarz geschoben. In der letzten Eiszeit war auch das Czornebohmassiv nahezu vom Inlandeis bedeckt, welches vom hohen Norden in unsere Breiten vordrang.

Der Name Czorneboh als Bezeichnung für die früher "Schleifberg" oder "Praschwiza" genannte Erhebung ist wahrscheinlich eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Sie nimmt jedoch ihren Anfang in einer Erwähnung der Slawenchronik um 1168, in der vom Überfluss an heiligen Hainen und Göttern bei den Slawen berichtet wird. Über den Götterglauben wurde Folgendes geschrieben: Sie glauben nämlich, alles Glück werde von einem guten, alles Unglück aber von einem bösen Gott gelenkt. Daher nennen sie auch den bösen Gott in ihrer Sprache "Diabol" oder "Zcerneboch", also den schwarzen Gott. Im Jahre 1530 übertrug man den Czorneboh-Kult auf die Sorben der Lausitz. Diese Zeitfolge gilt jedoch als fehlerhaft und daher unzuverlässig. Zwischen 1780 und 1806 entstanden die "Sächsischen Meilenblätter", ein militärisches Kartenwerk. Darin wurde der Berg mit dem Doppelnamen "Schleifenberg / Zschernebog" eingetragen. Manche Felsen des Berggipfels trugen die Bezeichnung "Hölle" und "Teufelssteine". 1791 ist schließlich im 6. Heft der "Lausitzer Monatsschrift" eindeutig der heutige Czorneboh als solcher bezeichnet. Der Bautzener Pfarrer, Historiker und Chronist Dr. Erwin Wienecke initiierte die Rückbenennung des Czorneboh in den urkundlich 1571 dokumentierten deutschen und damit aus seiner Sicht einzig richtigen Namen "Schleifberg". Dieser Begriff war allen befragten Sorben bis dahin gänzlich unbekannt. Die Namensänderung in "Schleifberg" wurde nach 1945 schließlich wieder gänzlich zurückgenommen.

Obwohl der Czorneboh als vorgeschichtlicher Kultplatz archäologisch bisher nicht belegt und damit strittig ist, war er schon in der frühen Neuzeit eine Projektionsfläche vielfältiger mythologischer Vorstellungen. Ihren Hauptgegenstand bildete die Felsgruppe auf dem Gipfel des Berges. In ihnen glaubte man aufgeschichtete Altäre mit "Opferbecken", "Fackelhaltern" und "Frageloch" zu erkennen. Daneben finden sich auch christliche Plätze, wie der "Teufelsfuß", ein Stein mit einem Eindruck in Form eines Hufes, oder das "Teufelsfenster", gleichzeitig das besagte "Frageloch". Klassische, auch heute noch in stillen Stunden erzählte Czorneboh-Sagen sind zum Beispiel: 
"Das Teufelsbecken auf dem Czorneboh", "Die Koboldkammer vom Czorneboh", "Das Teufelsfenster am Czorneboh", "Der wilde Jäger vom Czorneboh" oder "Das Veilchen vom Czorneboh".

Unser Czorneboh war der erste Berg im Mittellausitzer Bergland, der von einem Turm gekrönt wurde, lange vor der Errichtung einer Gaststätte. In den Jahren 1850/51 entstand der steinerne, 23m hohe Aussichtsturm. Der Bau wurde durch den Oberförster namens Walde aus Wuischke beim Stadtrat von Bautzen beantragt. Zunächst wurde der Turm nach dem Entwurf des Architekten Traugott Hobjan aus Bautzen errichtet. Dieser wurde am 17. Mai 1851 vollendet und 1852 zusammen mit dem Wirtshaus eröffnet. Dadurch wurde der bis dahin nur wenig besuchte Czorneboh ins große Blicklicht aller Freunde des Bergwanderns gerückt. Im Jahr 1856 wurde ein Brunnen fertiggestellt. Am 27.06.1911 weilte Friedrich August III, Sachsens letzter König, auf dem Czorneboh. Im Jahr 1928 erhielt der Turm einen hölzernen Aufbau, der jedoch am 19. Dezember 1944 abbrannte. Einst stand in der Nähe des großen Aussichtsturmes ein Bismarck-Denkmal. Enthüllt am 28. August 1904, gilt es seit dem Kriegsende als vermisst. Eine eigene Poststelle mit Versand und Amtsstempel nannte der Berg ebenso sein Eigen. Als Bergwirte gehen unter anderem Willy Gässner, Ernst Kalauch, Martin Kalauch, Gerhard Hoch, Heinz Kretschmar, Christl Plößl und Elmar Ladusch in die Geschichte ein. In der DDR wurde das Objekt auf dem Czorneboh unter anderem als Ferienheim des VEB Kombinat REWATEX Berlin, vormals VEB Blütenweiß Berlin genutzt. In den 1960er Jahren wurden auf dem Czorneboh in einem Felsengehege Bären gehalten. Aufnahmen davon sind absolut rar, eine alte Aufnahme liegt uns aber zum Glück vor. Wegen seiner Nähe zu Bautzen und der guten Infrastruktur ist der Gipfel unseres Czorneboh noch heute ein beliebtes Ausflugsziel von Menschen aus Nah und Fern. Die impossanten Blicke vom Turm bis weit über die Oberlausitzer Grenzen hinaus werden einem jeden Bergwanderer und Ausflügler in ewiger und trauter Erinnerung bleiben.


Die große und beliebte Gaststätte war seit Oktober 2013 vorübergehend geschlossen. Sie wurde anschließend umfassend durch die Stadt Bautzen saniert. Dazu gehörten Dach, Wände, Fußböden, Heizung, Lüftung und die Sanitäranlagen. Auch die Küche wurde neu eingerichtet. Seit dem 16. April 2016 steht die Czornebohbaude wieder Touristen und Wanderern zur Einkehr offen. Und auch wir können eine Wanderung aus dem Cunewalder Tal, hinauf auf den Gipfel des sagenumwobenen Czorneboh, ausnahmslos und immer wieder empfehlen.

Quellen: Ortschronik Cunewalde, Czorneboh-Bieleboh-Zeitung, Torsten Hohlfeld