Osterblasen
Von den Blechbläsern und ihren Osterklängen im Cunewalder Tal
Neben dem Osterreiten und dem Osterschießen gibt es in unserer Oberlausitz auch den schönen Brauch des Osterblasens. Letztere Tradition, deren Ursprünge weit in das 19. Jahrhundert reichen dürften, wird noch heute von den Einwohnern in Cunewalde und seinen Ortsteilen gut gepflegt.
Nach den überstandenen Kriegsjahren kramten sich die Menschen die schönen Seiten des Lebens in den verschiedensten Formen wieder hervor. Man suchte allgemein nach Auffrischung alter Traditionen. Die aus dem Krieg zurückgekehrten Osterbläser fahndeten nach Verstärkung ihrer Bläsergruppe und unter den vielseitig begabten Cunewalder Bewohnern fanden sich gute Leute. In Erinnerung blieb besonders Herr Kutschke aus dem Zieglertal. Seitdem zieht, mit kurzen Unterbrechungen, immer mindestens eine Handvoll an Blechbläsern zum Ostersonntag durch Cunewalde und verkündet musikalisch durch weit schallende Heimat-, Volks- und Frühlingslieder die frohe Osterbotschaft.
Doch nicht nur die Kleidung hat sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, auch die Altersstruktur. Einst war es noch Brauch, einen Zylinder und Schößelschwenker zu tragen. Wer letzteres nicht besaß, trug schon mal einen dunklen Anzug. Das gehörte einfach zum äußeren Bild und durfte nie fehlen. Gerade dadurch galten unsere Osterbläser als abgehärtet, denn auch das Wetter war seinerzeit anders. Viel mehr Schnee, Schneeregen, Regen und Wind zeigten sich zum Osterfest. Die Hände wurden oft steif und der Mund konnte schon bald nicht mehr das Mundstück der Posaune oder Trompete aufnehmen. Auch abgebrochen wurde das Blasen schon, wenn die Gesundheit durch Erfrierungen gefährdet war.
Drei unterschiedliche Gründe waren verantwortlich für das Durchhalten der Musiker: An oberster Stelle stand natürlich die Liebe zur Musik. Die finanzielle Seite fand ebenfalls Beachtung, denn das Blasen vor jedem Haus brachte ein paar Einnahmen, wenn sie auch bescheiden ausfielen. Schließlich war dann noch das beliebte Schnäpschen zum Aufwärmen, das mancher Cunewalder für unsere Bläsergruppe vorbereitet hatte. Da war natürlich ganz klar, dass so manche Osterbläserstrecke nicht an einem Tage durchgängig machbar war. Besonders beliebt waren in früherer Zeit auch jene Standorte, an denen sich Gewerke oder Gasthäuser befanden. Für die jeweiligen Inhaber gab es schon mal ein extra Ständchen. In Erinnerung werden die Auftritte am Fotohaus von Walter Borsch, an Plischkes Gaststätte oder an der Bäckerei Böttger am Erlenweg bleiben. Die Gegenleistungen wurden bereits erwähnt. Damals war man auch noch "einigermaßen schnell" durch das Dorf unterwegs, denn die Häuserzahl war geringer.
Doch Jahre später änderte sich wegen Überalterung und Ausscheiden einzelner Bläser die Situation des Osterblasens in Cunewalde. Aber Dank des damaligen Verantwortlichen für die jungen Christen in der Jungen Gemeinde, Herrn Müller, konnte die Tradition aufleben. Gute und junge Musiker bildeten zum Teil neue Gruppen und probten in mühevoller Kleinarbeit und mit privaten Entbehrungen. Somit begann man wieder, die festliche Stimmung im Cunewalder Tal in die Herzen der Menschen zu tragen. Heute ist es überwiegend der Posaunenchor der Kirchgemeinde, welcher uns die Osterbotschaft und demnach die Auferstehung des Jesus Christus überbringt. Auch einige Mitglieder der Kapelle unserer Freiwilligen Feuerwehr Cunewalde unterstützen diesen besonderen Tag mit ihren Klängen. Wir alle wünschen uns weiterhin viel Freude bei diesem wunderschönen alten Brauch. Das er in Erinnerung bleibt und auch in Zukunft noch gelebt und weiter verbreitet wird. Die Tradition darf nicht sterben.
Quellen: Ortschronik Cunewalde, Sabine Salzborn, Torsten Hohlfeld