Wallach Fritz
Leben und Tod eines treuen, vierbeinigen Gemeindeangestellten
Bei Streifzügen und Einsichten in der Chronik zum Ortsteil Weigsdorf-Köblitz, welcher ja erst im Jahre 1999 zu Cunewalde angegliedert wurde, fand man die rührende Geschichte eines Angestellten der Gemeinde, den vielleicht mancher noch aus seiner Kindheit kannte. Er hieß "Fritz" und war letztendlich der einzige Angestellte der Gemeinde, der während seiner Dienstzeit zu Schaden kam und dessen Leben und Tod dokumentiert wurde. Aus dem Schadensbericht der Gemeinde war zu entnehmen, dass "Fritz" bereits im Alter von 10 Jahren in den Dienst der Gemeinde übernommen wurde.
Es handelte sich um einen Wallach, der 1956 als Zugtier für den Fuhrbetrieb für 2500 Mark gekauft und mit 1800 Mark versichert wurde. Leider litt er an chronischer Bronchitis, die unser damaliger Tierarzt Dr. Leuschner bereits am 29. Februar 1958 bestätigte. Am 3. Oktober 1958 folgte eine Genehmigung zum Schlachten unter Vorbehalt der Leistungspflicht durch die Deutsche Versicherungs-Anstalt, Direktion Löbau. Doch "Fritz" war noch am 24. Januar 1959 im Dienst und wurde an einem Samstag um 15:00 Uhr ungewollt Zeuge eines Betriebsunfalls. In vorliegender Unfallanzeige wurde festgehalten:
Der Gemeindekutscher Emil Israel hatte den Auftrag, eine Fuhre Bretter im Sägewerk G. A. Leuner in Weigsdorf-Köblitz zu holen. Er war mit dem leeren Fuhrwerk in den Hof des Sägewerkes gefahren, stieg vom Fuhrwerk ab und stürzte dabei infolge von Schneeglätte. Es schneite während des Unfalles, so dass keinen eine Schuld treffen konnte. Auch Hans Hentschel war Zeuge des Unfalls und es wird erwähnt, dass sich Emil Israel erst am 28. Januar 1959 in ärztliche Behandlung begab und sich bei dem Unfall eine Rippenprellung zugezogen hatte. In einem weiteren Schreiben von der DVA vom 5. Mai 1959 wird erwähnt, dass der Herr Bürgermeister in den Geschäftsräumen vorsprach und erklärte, dass die Abschaffung des Tieres mit dem Namen "Fritz" noch nicht erfolgen konnte, da die Gemeinde noch nicht im Besitz eines Ersatzpferdes war. Sollten noch einige Wochen bis zur Schlachtung oder Abgabe vergehen, wäre erneut bei der Anstalt eine Schlachtgenehmigung einzuholen.
Doch am 14. Juli 1959 um 16:00 Uhr fuhr der Kutscher mit leerem Geschirr den Weigsdorfer Berg hinauf und war im Begriff, zur Sandgrube zu fahren. Als er den Berg heraufgefahren war, fing plötzlich das Pferd mächtig an zu zittern und der Kutscher hat sofort die Stränge abgespannt, um dem Pferd Erleichterung zu verschaffen. Doch "Fritz" legte sich langsam zur Seite und ist kurz darauf verendet. Zeugen waren Minna und Alex Saballa. Am nächsten Morgen wurde "Fritz" nach Jenkwitz gebracht, aber in Weigsdorf-Köblitz bleibt er unvergessen. Und zwar als einziger, vierbeiniger Angestellter der Gemeinde. Auf dem Foto sehen wir Emil Israel, neben ihm seinem dunklen Wallach "Fritz".
Quellen: Heimatfreunde Weigsdorf-Köblitz, Mathias Pech, Torsten Hohlfeld