802 Jahre Cunewalde 1222 - 2024

Erlebnisse


Himmelfahrtstag 2018 - Ausflugspunkte in der Heimat 
(von T. Hohlfeld)
Das an Himmelfahrt ein naturverbundener Vater zusammen mit guten Freunden auf Wanderschaft geht, ist nicht ungewöhnlich. Dieses Mal aber gab es eine kleine Neuerung: Ehefrauen und Kinder wanderten mit. Und so fanden sich insgesamt 3 Familien und weitere Herren zu einer netten Gruppe zusammen. Klar war, dass die heimatliche Wanderung die Grenzen des Cunewalder Tales nicht kreuzen sollte. Kein besserer Ort als das Sportlerheim kam für den Ausgangspunkt der Wanderung in Frage. Pünktlich mit den ersten Klängen zur Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr Cunewalde trudelten die Wandersleute ein. Bei kühlem Bier, dem ersten "Kurzen" und mit fröhlichem Tratsch bei bester musikalischer Unterhaltung hätte man ewig verweilen können. Vielleicht nach dem dritten Bier und einigen mitgesungenen Stücken der Blaskapelle ging es vom Sportlerheim in Richtung des Bieleboh. Es ging entlang des Bierweges bis hin zur nächsten Rast an der Finnhütte. Unterwegs konnte man sich den Ausblicken zurück auf unser schönes Cunewalder Tal nicht entziehen. Fröhliche Laune und bestes Wetter machten diese Aussicht noch wundervoller. Im nostalgischen Rucksack befand sich die Sammlung alter Heimatlieder und Volksweisen. Und weil die Finnhütte kein besserer Fleck sein konnte, wurden hier die ersten Lieder gesungen. Von hier an ging es in den Wald und auf relativ kurzem Wege in Richtung des Gipfels vom Bieleboh. Unterwegs traf man unglaublich viele, gut gestimmte Menschen, welche ebenso wie wir viel vom Wandern zu halten schienen. Es dauerte nicht mehr lange und wir kamen auf dem Berg an. Gut besucht war er, und trotzdem fanden wir einen hübschen Platz zum Verweilen. In trauter Atmosphäre wurde sich bei Spanferkel und Sauerkraut gestärkt. Das kühle Nass schmeckte ausgezeichnet und auf der Bühne sorgte flotte Musik für heitere Stimmung. Natürlich war das Besteigen des Turmes Pflicht und auch das in oberlausitzer Mundart verfasste Lied über den Bieleboh wurde gesungen. Der immer wieder faszinierende Abstieg ins Tal wurde derart mit Leichtigkeit vollführt, sodass man sich dazu entschloss, den Abschlussort der Wanderung in den Dreiseitenhof der Blauen Kugel zu legen. Unser herrlicher Tag klang also hier aus. Herzlich empfangen von Familie Porsche und bei ein paar letzten erfrischenden Getränken wurde sogar noch richtig flott getanzt. Gut gestärkt und mit dem Gefühl, viele Kilometer zu Fuß im Heimattal zurückgelegt zu haben, trennten sich hier die Wege der Mitstreiter. Abschließend bleibt festzuhalten, dass der "Versuch", an Himmelfahrt in Familie zu wandern, mehr als geglückt war. Auch alle Kinder bewältigten die Wegstrecke mühelos. Wir alle sind uns sicher, dass unsere Wanderung zum nächsten Himmelfahrtstag abermals die Grenzen des Cunewalder Tales nicht kreuzen sollte.

Familienwandertag 2017 - Mit Hortkindern auf den Czorneboh (von T. Hohlfeld)
Das ist auch ein Teil unserer Ortsgeschichte: Und wenn die Kleinsten einbezogen werden, ist es besonders schön. Am Samstag, den 2. September 2017 fand für unsere Hortkinder und alle wanderlustigen Eltern der Grundschule Friedrich Schiller unser beliebter Familienwandertag statt. Treffpunkt bei bestem Wanderwetter war der Wanderparkplatz am Kleinen Kulturhaus. Bestens ausgerüstet ging es los. Der Aufstieg zum Berge begann entlang des Streitbuschweges. Etwas erhöht am Waldesrand bescherte uns das Traumwetter noch einmal einen letzten Blick über die Schönheit des Cunewalder Tales. Danach ging es in den Wald hinein. Bis wir auf den sogenannten Löbauer Weg kamen, der als befestigte Straße bis zum Czorneboh führt, wurde bei gesunder Waldluft so einiges unternommen. Manche Kinder suchten erfolgreich nach Pilzen. Andere staunten nicht schlecht, wie viele Kleintiere der heimische Wald doch bot. Und das Bestimmen von Blättern und Bäumen entlang der Route sorgte ebenfalls für so manche Begeisterung. Am Ziel angekommen erwartete die hungrigen Gipfelstürmer bereits der heiße Grill. Es gab leckere Bratwürste und gut gegrillte Steaks. Das Verweilen auf dem Berg gab Gelegenheit zum Besteigen des 1850/1851 erbauten steinernen Turmes. Auch die umliegenden Felsen und Versteckmöglichkeiten wurden von unseren Kindern in Besitz genommen. Nach einem herrlichen Aufenthalt ging es am frühen Nachmittag wieder bergab. Als Abstieg vom Berge wurde von vielen Wandersleuten die Strecke gewählt, welche uns noch zu Sagen umwobenen Orten führte. So kamen wir am Teufelsfenster vorbei oder bestaunten eine Lochformation im Gestein. Letztere war das so genannte Teufelswaschbecken. Vorbereitet wie mancher so war, gab es natürlich auch die passenden Sagen dazu. Aus einem alten Wanderführer waren schließlich die Sagen von des "Teufels Waschbecken", dem "Veilchen vom Czorneboh" oder des "Wilden Jägers vom Czorneboh" zu hören. Als wir wenig später den südlichen Waldhang hinter uns ließen, erstrahlte abermals der heimatliche Blick des Cunewalder Tales vor unseren Augen. Nicht wenige Kinder oder Eltern konnten bestätigen, mit welcher Schönheit unser Dorf doch bedacht wurde. Und wenn nach solch einem Wandertag eines klar war, dann ist es die Tatsache, dass man die Vielfältigkeit und die Schönheit der heimatlichen Natur immer noch zu selten war nimmt. Sollte dieser unvergessliche Tag zum Anlass genommen werden, wieder öfters als bisher das Fernsehprogramm gegen den Wanderrucksack zu tauschen, dann habt ihr liebe Kinder und Eltern alles richtig gemacht.


Himmelfahrtstag 1948 - Eine wahre Begebenheit 
(von unbekannt)
Unsere Familie blieb in vielerlei Hinsicht immer mit der Natur verbunden. Unvergessen ist mir der Himmelfahrtstag im Jahre 1948 in Erinnerung, ein wunderschöner, sonniger Maientag. Es war zwischen uns Jungs wie immer abgemachte Sache, in aller Frühe nach altem Brauche eine Wanderung zu unternehmen. Ziel war der Czorneboh. Ein Buckel von 552m Höhe im Oberlausitzer Bergland. Sein Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet "Schwarzer Gott". Ihm gegenüber, auf der anderen Seite des malerischen Cunewalder Tales, steht der Bieleboh, auch "Weißer Gott" genannt, mit 517m Höhe. Sie erinnern an die heidnischen Vorfahren der Sorben, die einst auch die Berge und nicht nur die Luzica (das Sumpfgebiet nördlich von Bautzen) besiedelten, wohin sie von den ostelbischen Junkern vertrieben worden waren. Südlich von Bautzen, in der Bergregion der Oberlausitz, gab und gibt es relativ wenige Sorben. Aber verschiedentlich erinnern Namen an Herkunft und Vorfahren, zum Beispiel Zieschang, Gutsche, Kretschmar oder Kupke, um nur einige zu nennen. Die Ortsnamen, die auf "itz", "ow" oder "a" enden, haben slawischen Ursprung. Czorneboh und Bieleboh konnten ihre Namen behalten. Und damit bin ich, nach dem kleinen Exkurs, wieder bei unserem Himmelfahrtsausflug. Der Weg führte uns von Taubenheim über Wassergrund, Ober-Oppach, an der "Erntekranz-Baude" vorbei, hoch zum Bieleboh. Dann ging es hinunter ins Cunewalder Tal. Unterwegs sangen wir Lieder, schnitzten Wanderstöcke und nahmen die schöne Natur auf, beobachteten Tiere und erfreuten uns an den murmelnden Bächen. Uns entgegen kommende Burschen fragten wir, ob es denn oben auf dem Czorneboh auch etwas zu Essen gäbe. Wir erfuhren, dass man Kartoffelsuppe verkaufen würde, aber nur der hätte Anspruch darauf, der mindestens 3 Kartoffeln und 2 Kohlen mitbrächte. Was also tun? Wir beratschlagten, wie wir zu diesen erforderlichen Dingen kommen konnten und entwarfen einen "Schnurr-Plan". Wir teilten die Bauernhöfe am Fuße des Bieleboh unter uns auf. Jeder wusste, an welche Tür er klopfen sollte. Am vereinbarten Treff zeigte dann jeder stolz seine Bettelerfolge. Es war gar nicht so einfach, mit unserer Bitte bei den Bauern immer auf Nächstenliebe zu stoßen. Aber uns kam die Tatsache zu Hilfe, dass ja Himmelfahrt war, obwohl die meisten von der "Ausschüttung des Heiligen Geistes als Versöhnung" offenbar keine Ahnung hatten. Aber so mancher ließ seine Seele erweichen, um etwas Gutes zu tun. Und so zogen wir mit unseren Trophäen den Berg hinauf. Oben an der Baude traf sich eine große Schar Wanderburschen. Es war eine heitere Stimmung. Und wir bekamen tatsächlich für den Gegenwert von Kartoffeln und Kohlen plus 60 Pfennig eine Suppe. Ich kann mich nicht erinnern, jemals so genussvoll eine Kartoffelsuppe geschlürft zu haben wie damals auf dem Czorneboh am Himmelfahrtstag 1948.

Ein einfaches unvergessliches Weihnachtsfest 1938 (von J. Schuster)
Es muss nach meinen Erinnerungen im Jahr 1938 gewesen sein. Ich war ein Mädel von 12 Jahren und wohnte wie viele in jener Zeit sehr einfach und bescheiden in Obercunewalde. Wie alle Kinder freuten wir uns jedes Jahr auf das Weihnachtsfest und besonders auf Heilig Abend. Als der Tag endlich da war, konnten wir es kaum erwarten. Gleichzeitig aber mahnten meine Eltern, keine hohe Erwartungen an das Fest zu stellen. Aber das waren wir Kinder gewohnt. Und so ging es dann am 24. Dezember, es war ein kalter Winterabend, wie die Jahre zuvor, mit Mutter in die Kirche zur Christnacht. Wir liefen natürlich von Obercunewalde aus. Schwer war der Weg, denn es hatte geschneit. Straßen und Abkürzungswege wie durch den Park im Oberdorf oder der alte Kirchweg waren nicht beräumt. Vater konnte wie all die Jahre davor wieder nicht mitkommen. Am Tage war er aufgebrochen, seine gewebte Leinwand, wir sagten nur "Leimd" dazu, in Bautzen zu verkaufen. Innig hofften wir aber, dass er rechtzeitig am Abend zu Hause sein würde mit einem kleinen Christbaum, den er unterwegs geschlagen hat. Denn Geld zum Kauf hatte meine Familie nicht übrig. Durchgefroren kamen wir zur Kirche, nahmen in unserer Bankreihe am Namensschild unserer Familie Platz und lauschten der christlich-festlichen Worte des Pfarrers. Nach etwa einer Stunde, uns war nicht viel wärmer, traten wir unseren langen Heimweg nach Hause an. Unterwegs klopften wir an die Fenster und Türen der Häuser, um etwas Süßes zu erbitten. Hatten wir Glück, bekamen wir eine kleine Tüte Pfefferkuchen, eine Handvoll getrocknete Nüsse oder gereifte Winteräpfel. Doch gegessen haben wir unsere Errungenschaften nicht, wir steckten sie in unsere tiefen Jackentaschen und nahmen sie mit heim. Nach dem langen Fußmarsch durch den frostigen Winterabend kamen Mutter und ich schließlich zu Hause an. Dort freuten wir uns schon auf die kleine, geheizte Stube. Meine Freude stieg im nächsten Augenblick wirklich unermesslich, als ich Vater in der Stube sah. Er war gerade dabei, einen etwas schiefen und noch verschneiten Baum in den Ständer zu keilen. Er hatte es tatsächlich noch zum Fest geschafft und sogar einen Christbaum von unterwegs mitgebracht. Da fielen mir die kleinen Gaben von unserem Heimweg ein. Ich eilte zum klammen Mantel und leerte die Taschen aus. Ich rief nach meinem Vater und sagte, dass wir den Christbaum doch behängen sollten. Als mich Vater fragend und Schulter zuckend anstarrte, hielt ich ihm mit funkelnden Augen die Pfefferkuchen, Nüsse und Winteräpfel hin. Mit einer Nadel stachen wir Löcher in jedes Mitbringsel, führten einen Faden durch und verzierten damit den Baum. Die Äpfel polierten wir natürlich vorher. Noch nie hatte ich so einen wunderschön behangenen und glanzvollen Christbaum gesehen. Vater schluckte ein wenig, Mutter hatte feuchte Augen und ich freute mich auf die Bescherung. Sie fiel natürlich klein aus. Doch wenn wir im nächsten Jahr am Heiligen Abend in die Kirche zur Christnacht laufen, werden mich Strümpfe, Mütze und Schal aus Schafwolle ganz bestimmt besser wärmen.